Bildnachweis: Stadterkundung Demokratie (Medienhaus Bauer, Nowaczyk)
Wer wir sind und was wir wollen
Der Verein für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen e.V. ist einer der ältesten und traditionsreichsten Zusammenschlüsse engagierter Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Die etwa 310 Mitglieder arbeiten mit der Erfahrung von über einem Jahrhundert wissenschaftlichen und bürgernahen Engagements.
Für uns gehören in örtlichen Sozialstrukturen verankerte Identität und der Mut zu Innovationen zusammen. Identitäts- und Heimatbewusstsein sind notwendige menschliche Grundlagen zur Orientierung in den Veränderungen und Herausforderungen unserer Zeit.
Dazu gehört auch der konkrete Einsatz zur Erhaltung wichtiger Lebens- und Identitätsgrundlagen unserer Stadt. So helfen wir mit, die Landschaft vor falschen Eingriffen zu schützen und stumme Zeugen der Geschichte vor dem Verfall zu retten. Dieser Einsatz erfordert einen wachsamen Blick auf Veränderungen, Arbeit, Beharrlichkeit und Kreativität im kommunalen Geschehen – wie etwa in der Stadtplanung, im Umweltschutz und der Kulturpflege. Dies gilt im 21. Jahrhundert wie bei der Gründung.
Am 23. November 1890 rief der damalige Regierungsrat Robert von Reitzenstein eine Versammlung ein, die sich zur Aufgabe setzte, einen das gesamte Vest umspannenden Verband zur Pflege der Heimatkunde ins Leben zu rufen. Wie die Recklinghäuser Zeitung damals berichtete, fasste die Versammlung den Beschluss, „an allen größeren Orten des Vestes Recklinghausen örtliche Vereine zu gründen und diese dann zu einem Gesamtverbande zusammenzuschließen… Gleich in derselben Versammlung bildete sich ein Ausschuss, der die Gründung des Recklinghäuser Ortsvereins vollzog.“ 1923 gründete der erste demokratisch gewählte Landrat Dr. Erich Klausener den „Vestischen Kalender“ als populäre Jahrespublikation.
Angesichts der rasanten Umwälzungen im Zeitalter der Industrialisierung engagierten sich die Gründer damals für den Schutz des natürlichen Lebensraums und der Baudenkmäler, die Pflege traditioneller Gebräuche des Vestes und die Aufarbeitung der Geschichte der Region. Daraus erwuchsen u.a. die Sammlung historischer Dokumente und Gegenstände und die Publikation der Regionalgeschichte.
So entstanden unter anderem:
- Vestisches Museum/heute: RETRO-Station im Institut für Stadtgeschichte
- Vestische Zeitschrift (ab 1891)
- Vestischer Kalender (ab 1923), durch Landrat Dr. Erich Klausener (ermordet 1934)
Was wir tun
Unser Programm ist vielfältig:
- Mit zahlreichen Projekten wie „Alter Friedhof am Lohtor“ oder der „Aktion Denk-Mal“, mit der wir denkmalgeschützte Gebäude durch Haustafeln und Faltblättern in ihrer Bedeutung hervorheben, leisten wir ehrenamtlich einen Beitrag zur Identität der Bürgerschaft mit unserer Stadtgeschichte.
- Mit der inzwischen jahrzehntelangen Arbeit am Projekt „Wo Du gehst und stehst. Opfer und Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes 1933–1945“ tragen wir zur Recklinghäuser Gedenkkultur bei.
- Mit Vorträgen, Diaabenden, Ausstellungsbesuchen, Stadtführungen- und Stadterkundungen, Besuchen in den Stadtteilen und Nachbarstädten und Exkursionen bieten wir Vereinsmitgliedern und Bürgerschaft ein breites Informationsspektrum.
- Mit vielen Anregungen unserer Mitglieder und ihrer Unterstützung tragen wir zu interessanten Entwicklungen bei (Stadtglocken am Alten Rathaus, Stadt- und Tastmodell am Kirchplatz, Stadtrundgänge und -rundfahrten etc.)
- Im Rahmen der Ferienaktion der Stadt bieten wir Aktivitäten für Kinder an.
- Wir unterstützen die wissenschaftlich ausgerichtete Vestische Zeitschrift und den populären Vestischen Kalender; in den Publikationen arbeiten viele Mitglieder mit.
- Wir sind beteiligt an der Herausgabe von Büchern, Broschüren und Katalogen zu historischen und naturkundlichen Themen und der Organisation von Ausstellungen.
- Wir sind Kooperationspartner vieler Institutionen und Organisationen, denen unsere Stadt am Herzen liegt.
- Überregional arbeiten wir zusammen mit dem Arbeitskreis Vestischer Geschichts- und Heimatvereine und dem Westfälischen Heimatbund, den beiden Dachverbänden, denen wir als Recklinghäuser Verein angehören oder projektbezogen mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Riga-Komitee.
Über 1000 Jahre Ricoldinchusin – eine Stadt voller Geschichte(n)
Die Skulptur „Bürger tragen ihre Stadt“ – zur 750-Jahr-Feier der ältesten überlieferten Stadtrechtsurkunde (1236) vor dem Rathaus aufgestellt – hält mit den Abbildungen von Petruskirche, Rathaus und Förderturm wesentliche – auch historische – Identifikationssymbole fest.
Der Kirchplatz rund um St. Peter ist die Keimzelle der mittelalterlichen Entwicklung. Am heutigen, vierten Rathaus, dem ersten außerhalb der Altstadt, erinnern die Pilasterfiguren Armin, Karl der Große und eines Bischofs an diesen historischen Beginn. Der Cheruskerfürst Arminius („Hermann“) besiegte mit Germanenstämmen, u.a. den hier in der Region lebenden Brukterern die Legionen unter Varus. Erst im Zuge der Eroberungen des Sachsenlandes unter Karl dem Großen wurde der religiös-kulturelle Zusammenhang mit dem Frankenreich hergestellt. So wird im 8./9. Jh. auch die Gründung einer karolingischen Hofanlage mit einer Eigenkirche als Ursprung der Stadt Recklinghausen und der christlichen Gemeinde im Vest angenommen. Die beging in ökumenischer Verbundenheit 1989/90 ihre „1200-Jahr-Feier“.
Die erste urkundliche Erwähnung von „Ricoldinchuson“ im Jahr 1017 datiert aus einer Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich II. an die Bischofskirche von Paderborn.
Eine Kaufmanns- und Marktsiedlung entwickelte sich im Hochmittelalter südlich und westlich der Petruskirche.
Das älteste Stadtsiegel (1253) zeigt die mauerumkränzte Stadt mit dem Petrusschlüssel. Der Schutzpatron des Kölner Erzbistums verweist auf die Zugehörigkeit von Stadt und Vest Recklinghausen zum Erzbistum und späteren Kurfürstentum Köln. Zwischen Stephans- und Wachturm sind heute noch Reste der zweiten Stadtmauer (14. Jht.) erhalten. In der Altstadt finden sich Zeugnisse der Geschichte in mittelalterlichen Straßenzügen und Institutionen (Gasthaus zum Hl. Geist), Fachwerkgebäuden (16. Jh.) der Kaufleute aus der Hansezeit und in den barocken Profanbauten der kurfürstlichen Hofräte und Richter. Der Episode als letzter Hauptstadt des Kurfürstentums Köln (1794-1802) folgte ab Mitte des 19. Jahrhunderts die industrielle Revolution mit dem Aufstieg zur Industrie- und Bergarbeiterstadt. Das Museum Strom und Leben, Industriedenkmäler und Arbeitersiedlungen repräsentieren diese Epoche ebenso wie repräsentative gründerzeitliche Stadtviertel, staatliche und städtische Behördenbauten oder die neogotischen oder neoromanischen Kirchen, deren Türme die Ortsteile bis heute überragen. Dörfliche Strukturen mit westfälischen Bauernhöfen ergänzen das Bild einer historisch gewachsenen Stadt.
Als Ruhrfestspielstadt entstand Recklinghausen in der Nachkriegszeit aus der fruchtbaren Begegnung von Bergleuten und Schauspieler aus der Hansestadt Hamburg. Das jährliche Festival findet ein breites Publikum ebenso wie ganzjährig die Bildungs-, Einkaufsstadt Recklinghausen, zugleich ein Dienstleistungs- und Gesundheitszentrum der Region des historischen Vestes Recklinghausen.
Die Online-Version unseres Buches über die 1000 jährige Geschichte Recklinghausens finden Sie hier: Publikationen
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